Meilensteine in der Erforschung und Behandlung
der Onchozerkose
1875 O’Neill entdeckt Mikrofilarien in Hautbiopsien einer Dermatose,
genannt „Craw craw“.
1891 Manson berichtet über eine neue Spezies Onchocerca volvulus unter Berufung auf Leuckart, der zwei Knoten von einem deutschen Arzt aus Ghana/Goldküste erhalten hatte.
1903 Theobald beschreibt Simulium damnosum aus einer Kollektion an toten Insekten, die die in Uganda tätige Schlafkrankheitskommission ihm zugeschickt hatte.
1907 Fülleborn weist in Hamburg an anderen Filariosen den Infektionsweg über Insekten nach.
1909 Hoffmann und Halberstädter entdecken, dass sich die Mikrofilarien von
Filaria volvulus in der Haut aufhalten (was von der Forschung zunächst ignoriert wurde).
1913 Fülleborn perfektioniert die Mikrofilarien-Färbungen zur Differentialdiagnose.
1913 Ouzilleau findet in der Oubangui/Uéle-Region eine ungewöhnliche Elefantiasis, die mit der Onchozerkose in Zusammenhang zu stehen scheint, was ungeklärt bleibt (Rodhain, Dubois, Janssens).
1915 Robles entdeckt Infektionen durch Onchocerca volvulus in Guatemala.
1917 Robles erkennt, dass Simulien an der Verbreitung der Onchozerkose in Guatemala beteiligt sind, und auch, gemeinsam mit dem Augenarzt Pacheco Luna, dass es Augenkomplikationen durch die Onchozerkose gibt.
1919 Brumpt bezeichnet den in Guatemala entdeckten Erreger als
Onchocerca caecutiens.
1920 Montpellier und Lacroix beschreiben die durch Mikrofilarien von O. volvulus verursachte Dermatose „Gâle filarienne“ und erkennen, dass es sich um die gleiche Beobachtung wie von O’Neill handelt. Der Aufenthaltsort der Mikrofilarien in der Haut wird dadurch endlich erkannt.
1923 Fülleborn entdeckt in Hamburg die mexikanische Onchozerkose bei einem deutschen Kind.
1926 Blacklock beschreibt die Larvenentwicklung der Mikrofilarie von O. volvulus in Simulium damnosum in Sierra Leone.
1928 Ochoterena zeigt am histologischen Präparat die Anwesenheit von Mikrofilarien im Auge.
1930 Torroella sieht mittels Spaltlampe Mikrofilarien in der Hornhaut und Vorderkammer in Südmexiko.
1930 Hissette entdeckt die ersten Flussblinden am Sankuru im Belgisch-Kongo.
1932 Hissette findet histologisch Mikrofilarien in einem Auge und beschreibt den chorioretinitischen Narbenfundus.
1935 Bryant liefert bei „Sudan blindness“ die erste Abbildung eines chorioretinitischen Narbenfundus.
1936 van den Berghe findet bei zwei Autopsien frei lebende trächtige weibliche O. volvulus im Unterhautgewebe der Trochanterregion.
1937 Hissette veröffentlicht sein Aquarell eines chorioretinitischen Narbenfundus.
1941 Während sich in Afrika unter 57 Simulienarten bis zu diesem Zeitpunkt nur zwei als Vektoren der Onchozerkose erweisen, sind es in Süd- und Mittelamerika unter einer ähnlichen Anzahl an Spezies schon wesentlich mehr, die als Vektoren in Frage kommen.
1945 Ridley gelingt eine noch bessere Darstellung der „flecked retina“ und sein Bericht über Untersuchungen in Ghana / Goldküste über die Onchozerkose wird zum Standardwerk der okulären Onchozerkose überhaupt, die „flecked retina“ heißt nun lange Zeit „Ridley-Fundus“.
1947 van Hoof et al. stellen fest, dass Suramin die adulten Würmer tötet.
1947 Garnham und McMahon vernichten Simulien in einem umschriebenen Fokus in Kenya durch DDT-Gabe in die Flüsse.
1948 Mazzotti und Hewitt entdecken, dass DEC die Mikrofilarien in der Haut abtötet.
1948 Mazzotti arbeitet die allergischen Haut- und Konjunktival-Reaktionen nach DEC-Gabe zu einem diagnostischen Test aus (mittlerweile veraltet).
1954 Kershaw, Duke und Budden beschreiben, dass Augenaffektionen und weitere Symptome, und auch wie viele Mikrofilarien von den Simulien aufgenommen werden, von der Mikrofilarien-Last in der Haut abhängig ist.
1957 Fawdry findet die Onchozerkose in Süd-Arabien und beschreibt die Dermatose „Sowda“, die von Büttner et al. in den 80er Jahren als hyperallergische Dermatose identifiziert wird.
1958 Choyce beschreibt den Bonjongo-Fundus (Cameroons) als eine Variante der Sorsby-Fundusdystrophie bei Onchozerkosepatienten.
1963 Woodruff et al. können klären, dass Vitamin A-Mangel keine Rolle bei der Entstehung der Augenhintergrundveränderungen spielt.
1963 Budden entdeckt Differenzen der Augenaffektionen zwischen Wald (feucht) und Savanne (trocken).
1975 Das „Onchocerciasis Control Programme“ (OCP) zur Vernichtung der Simulien als Vektoren startet mit Insektiziden in Westafrika. Dieses Programm wurde Ende 2002 beendet, weil die Ivermectin-Massenverteilung dem Einsatz von Pestiziden überlegen ist.
1982 Aziz et al. führen Ivermectin als Mikrofilarizidum in die Behandlungen ein.
1990 Bandi et al. identifizieren die in bestimmten Filarien lebenden Endobakterien als Wolbachien oder Rickettsiales.
1994 „African Program of Onchocerciasis Control“ (APOC) baut ein Netz zur Ivermectin-Massenverteilung aus, das über 2010 noch andauert.
2000 Hörauf et al. erzeugen durch eine Zusatztherapie von Doxycyclin zu Ivermectin durch Abtöten der Wolbachien eine permanente Sterilität von Onchocerca volvulus , 2007 kommt durch eine Erhöhung der Doxycyclin-Dosis sogar ein vereinzeltes Abtöten der Adulten hinzu.
2002 Saint André et al. identifizieren die Wolbachien als hauptsächliche Auslöser aller immunologischen Reaktionen bei der Pathogenese der Flussblindheit.
2010 APOC setzt von Anfang an auf ein „Community Directed Treatment with Ivermectin“ (CDTI) und überlässt den Gemeinden eine weitere Verteilung, wenn eine hohe Abdeckung in der Bevölkerung durch die Mannschaften erreicht wurde. Problemländer bleiben die Zentralafrikanische Republik und die Demokratische Republik Congo (ehemals Zaire / Belgisch Kongo) infolge Krieg und politischer Konflikte. In fast allen anderen Ländern Afrikas, Mittel- und Südamerikas konnte CDTI weitgehend reduziert oder ganz gestoppt werden.