Curriculum vitae

30. August 1888  Philippe Jean Hissette wird in Louvain (Löwen) als drittes Kind des Mineningenieurs Louis Hissette (1858-1888) und seiner Frau Jeanne Catharine Wouters (1855-1936) geboren. Der Vater starb kurz vor Jeans Geburt 30-jährig.


(Fig.72) Jeanne Catherine Hissette-Pieraerts,
geborene Wouters (1855-1936), Mutter von Jean Hissette

1892 Jeans Mutter heiratet den Chemieprofessor Joseph Pieraerts, der etwa 1910 seine Anstellung an der katholischen Universität von Louvain verlieren wird.

1894–1908 Jean geht zur Schule in Louvain, im Alter von 12 Jahren verbringt er einige Zeit im Internat bei den Josephiten in Melle/ Gent. Dort lernt er, Violine zu spielen.

8. August 1908 Jean wird ins 2. Regiment der Artillerie der Provinz Brabant einberufen

11. Dezember 1909 ins 4. Regiment eingetreten und gleichzeitig auf 8 Jahre beurlaubt als Medizinstudent für das Militärhospital in Gent (Bataillon No. 8, 2. Division No. 4 E/642).

1909–1914  Medizinstudium in Louvain

1. August 1914 Jean ist noch Medizinstudent, mobilisiert und eingezogen zur 1. Sektion der Krankenabteilung der 1. Division der Armee. Am 7. August wird er für den Verlauf des Krieges zum Hilfsarzt ernannt, verantwortlich: Roosbeek. Am 1. August 1914 verlässt Jean Lacuisine, wo Stiefvater und Mutter das Landhaus „La Fresnaye“ am Ufer der Semois besitzen. Er ist als Sanitätsoffizier an der Front/Ligne gegen die Deutschen stationiert und nimmt an den Kämpfen an der Yser teil.


La Fresnaye, Lacuisine/Florenville, Belgien

19. Februar 1918 Jean verlässt das Hospital Calais (Hôpital de passage, Calais).

30. Januar 1919 Er verlässt das Militärhospital Gand.

28. August 1919 Jean wird aus dem Militärdienst in Gand entlassen
(démobilisé par l’ H. M. B. Gand).

Jean Hissette trug im Ersten Weltkrieg eine Erkennungsmarke mit der Eingravierung: "1er Division  Dr. Hissette  -  A la Fresnaye par Florenville Belgique".

1919 Jean besteht das medizinische Staatsexamen an der Universität Gand (Gent)

1919 Hochzeit mit Hilda de Vriendt (1885-1973), aus einer alten flämischen Malerfamilie stammend, in Folkstone/England.

1920 Niederlassung als Privatarzt und Geburtshelfer in freier Praxis in Florenville-sur-Semois im südlichen Belgien (la Gaume), Rue d’Orval Nr. 7. Die Familie wohnt in „a la Fresnaye/Lacuisine“. Dort kommen fünf Kinder der Eheleute Hissette kurz hintereinander zwischen 1920–1926 zur Welt. Da es in Florenville insgesamt drei praktizierende Ärzte gibt, hat Hissette nicht allzu viel zu tun. In dieser Zeit sucht er regelmäßig, hauptsächlich per Bahn – Florenville ist den großen Städten angeschlossen –, die Universitäts-Augenklinik von Gand unter van Duyse und bald auch die befreundeten Augenärzte und Kollegen de Mets und Moorkens in Antwerpen zur eigenen Fortbildung in Augenheilkunde auf.

27. Februar 1929 Hilda und Jean und die beiden jüngsten Kinder gehen in Antwerpen an Bord der „Anversville“, um über den Hafen Matadi auf die scheutistische Missionsstation (Mission nationale) nach Thielen-Saint Jacques im Kasai (Haut-Kasai)/ Belgisch Kongo zu kommen. Die drei älteren Kinder bleiben zur Schulerziehung in Belgien.

September – Oktober 1930 Ein aufmerksamer Pater bringt Jean Hissette zur Entdeckung seines Lebens: Hissette findet die ersten Flussblinden Afrikas am Sankuru- und Lomami-Fluss in Belgisch-Kongo.

1932 Erster Heimaturlaub, wissenschaftliche Ausarbeitung seiner Entdeckung, Ernennung zum Augenarzt in Belgien, Rückkehr in den Kongo mit Erlaubnis des Kolonialministeriums 

Okotober 1932 – Januar 1933 Reise nach Tunis, über Kairo und Khartum per Schiff und Eisenbahn und mit dem Auto in die Uéle Region im Norden der Kolonie, wo er wieder als erster eine Ansammlung von Flussblinden findet. Er hat auch die Erlaubnis, sich von den Scheutisten zu lösen und verlagert nun seine Tätigkeit als erster Augenarzt in der Kolonie von Thielen–Saint Jacques nach Elisabethville/Lubumbashi.

Juli 1934 Jean Hissette begleitet als Berater und Führer die Harvard-Expedition zur Erforschung der Onchozerkose unter Richard Pearson Strong an den Sankuru. Die Ergebnisse werden 1938 in einem Supplement des American Journal of Tropical Medicine veröffentlicht (Strong 1938, Hissette 1938, Bequaert 1938, Sandground 1938). Eigentlich handelte es sich um eine Kontrollkommission, weil den Ministerien und Wissenschaftlern Hissettes Mitteilungen unglaubwürdig erschienen.

1935/1936 Mindestens von da an leben Jean und seine Familie – wieder komplett vereint –  in Elisabethville (Lubumbashi), der Hauptstadt von Katanga (Shaba), wo er praktiziert.

18. Juni 1936 Hissette hält einen Diavortrag bei einem Treffen der Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene in London.

18. Juli 1936 Hissette stellt seine Aquarelle über die Pathologie der okulären Onchozerkose auf einer Kolonialausstellung in Brüssel aus (l’Institut royal colonial belge, l’actuelle Académie royale des Sciences d’Outre-mer).

1937 Er untersucht die okulären Komplikationen bei Kindern während einer Masernepidemie in der Region M’Pweto/Lac Moéro der Kolonie.

1940 wird Hissette zum Provinzialarzt von Katanga ernannt. Er ist damit Sprecher und Vorsteher aller Ärzte in der Provinz, grundsätzlich ist es ein Offiziersrang. Nur gelegentlich trägt er die dazu gehörende Uniform.

1952 Hilda und Jean Hissette verlassen nach 22 Jahren Aufenthalt den Kongo und kehren nach Lacuisine/Florenville zurück. Jean fühlt sich krank, wovon er sich nie wieder erholt und was ihn nie mehr medizinisch aktiv werden lässt. Er ist der Meinung, während der Abschiedsrunde um Elisabethville vergiftet worden zu sein. Diese Vermutung begründet er damit, das es für einen Bwanga oder Medizinmann eine Verlockung gewesen sein könnte, diesen großen Doktor zu töten oder sonst irgendetwas zu unternehmen, dass sein Geist auf ihn übergehe. Die ersten Jahre bleibt das Ehepaar in Lacuisine-sur-Semois, bezieht aber bald und gleichzeitig ein Appartement in Brüssel.

26. August 1965  Jean stirbt in einem Krankenhaus in Forest/Brüssel. Beerdigt sind er und seine Frau in einem Familiengrab in Lacuisine/Florenville.


Grab der Familie Hissette in Lacuisine-sur-Semois/ Florenville

Die Kapelle auf dem Grundstück „La Fresnaye“ in Lacuisine-sur-Semois und eine der Tafeln im Inneren. Die Geschichte der Kapelle ist im Buch „Hissette’s Research Expeditions to Elucidate River Blindness, Kaden 2011” beschrieben.